Pressemitteilung
Windkraftplanungen in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues
Statement aus der Verbandsgemeinderatssitzung Bernkastel-Kues am 12.06.2012
Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Ratskolleginnen und Ratskollegen, sehr geehrtes interessiertes Publikum!
Das Thema Windkraft ist für uns als Ökologisch-Demokratische Partei eine Herzensangelegenheit, und zwar sowohl in seinen Chancen als auch in seinen Problemen. Denn es gibt hier jede Menge Zielkonflikte zwischen im einzelnen wichtigen und ehrbaren Einstellungen und Planungen, mit denen ich mich selbst schon intensiv und lange sowohl als Mitglied der Regionalvertretung als auch des Planungsausschusses der Planungsgemeinschaft Region Trier in den Jahren 1999-2004 als auch als Mitglied des Landesvorstandes des BUND beschäftigt habe.
Da ist zum einen die von der Bundeskanzlerin ausgerufene Energiewende, ein mutiger und von einer breiten Bevölkerungsmehrheit unterstützter Schritt, zu dem man Ihr nur gratulieren kann. Denn gerade wir in einer vom französischen Atomkraftwerk Cattenom unmittelbar bedrohten Region können hier mit eigenem Beitrag zu regenerativer und dezentraler Energieerzeugung helfen und auf Vorbildwirkung hoffen. Allerdings ist es traurig, dass es erst einer Katastrophe in Fukushima bedurft hat, um zur Einsicht zu kommen. Manche Chance des technologischen Fortschritts, aber auch an Einnahmequellen für unsere finanziell klammen Gemeinden ist uns dadurch in den letzten zehn Jahren entgangen.
Neben dem Hauptaspekt Atomausstieg bietet der Einstieg in erneuerbare Energien weitere Vorteile:
- Klimaschutz durch den Ersatz von fossilen Energien
- Unabhängigkeit von Rohstoffimporten wie Erdöl, Gas und Uran und dadurch eingesparte Devisen
- direkte Einnahmen für die Gemeinden, aber auch für Privatleute durch Pacht oder Beteiligung an Betreibergesellschaften
- regionale Wertschöpfung für Handwerker, Zulieferer usw.
Andererseits gibt es allerdings auch eine ganze Menge kritischer Punkte:
- Ein Windrad benötigt zur Aufstellung (nicht zum Betrieb) zwischen einem halben und einem ganzen ha Fläche, d.h. bei Waldstandorten Rodung
- Natur- und Artenschutz erfahren Beeinträchtigungen z. B. durch den erwähnten Flächenverbrauch
- durch den Tod von Vögeln und Fledermäusen die von den Rotoren geschlagen werden
- durch Vergrämung von empfindlichen Tieren oder durch Verringerung der Nahrungsgrundlage
- Änderung des Landschaftsbildes und damit des gewohnten ästhetischen Empfindens
- damit einhergehend eine Beeinträchtigung sowohl von ortsansässigen Bewohnern als auch von für unsere Region so wichtigen touristischen Gästen.
Bei den ausführlichen Beratungen unter der engagierten Leitung von Herrn Wächter mit den Bürgermeistern, Fraktionsvorsitzenden, Planern und Firmenvertretern ist unter dem Strich ein Ergebnis herausgekommen, das wir nicht nur mittragen können, sondern sogar als Vorbild für andere Kommunen betrachten, auch wenn bei einem Kompromiss immer einzelne Kritikpunkte bleiben, wie zum Beispiel die Nichtberücksichtigung der Gemeinde Burgen und die noch völlig offene Ausgestaltung des Solidarpaktes zwischen den Gemeinden, die Windräder aufstellen können und denen, die leer ausgehen. Bei einer weiterhin sachlichen Diskussion müssten diese Probleme aber einvernehmlich zu lösen sein.
Gut finden wir auch, dass es eine für die aufgrund ihrer Lage hauptbetroffene Gemeinde Gornhausen akzeptable Lösung gegeben hat und mit der Konzentration auf zwei größere Windparks ein planloser Wildwuchs verhindert wird. Allerdings verwahre ich mich gegen das Geleier von der Ver- oder Zerspargelung der Landschaft, denn dieser Dysphemismus, also das bewusste Schlechtreden, schadet einer an und für sich umweltfreundlichen Energieerzeugung. Davon abgesehen ist der Spargel ein sehr gesundes Gemüse und die Windkraft für unsere Landschaft auf jeden Fall gesünder als das CO2 aus Kohlekraftwerken oder gar eine Atomkatastrophe.
Wichtig bleibt aber eine für jede einzelne Anlage sorgfältig durchgeführte Einzelprüfung im Interesse von Mensch, Natur und Umwelt, insbesondere da, wo Anlagen trotz Bedenken wegen sogenannter weichen Restriktionen aufgestellt werden sollen.
Alles in allem leistet unsere Verbandsgemeinde mit diesem Aufstellungsbeschluss, der etwa 4,5 % der VG-Fläche als Windkraft-Vorranggebiet ausweist, und damit mehr als die landesweit angepeilten 2%, und einer Energieerzeugung, die etwa dem 4-fachen des Eigenverbrauchs entspricht, einen respektablen Beitrag zur Energiewende. Die wird allerdings erst dann zu einer runden Sache, wenn andere mit Speichertechnologie wie dem geplanten Pumpspeicherkraftwerk in der VG Schweich ebenfalls einen wichtigen und unter dem Aspekt Landschaftsverbrauch und Artenschutz auch nicht gerade unkritischen Beitrag dazu leisten.